Kalender und Kalenderschreiber
Regiomontanus produzierte in Nürnberg einen für mehrere Jahre geltenden Kalender, der häfig nachgedruckt wurde. Darin sind u.a. besondere astronomische Ereignisse wie Finsternisse (siehe die Abbildung links) aufgelistet. Die Kalender wandelten sich dann aber schnell: Gängiges Modell wurde der Quartkalender, in dem auf jeweils einer Seite die Tage mit ihren jeweiligen Aspekten aufgelistet waren. Gemeinsam mit diesen Kalendern wurde eine Practica oder ein Prognosticon verkauft, in dem das Jahr unter astrologischen Aspekten durchgesprochen wurde. Erst Ende des 17. Jahrhunderts wich man von dieser Praxis langsam ab. | ||
Die Kalendersammlung von Endter
Die wichtigste Nürnberger Produktionsstätte für Kalender war die der Familie Endter, die auch umfangreich Kalender gesammelt haben. Ein Verzeichnis darüber hat sich in der Stadtbibliothek Nürnberg erhalten.
Wie Klaus Matthäus feststellen konnte, sind die Jahrgänge 1649-1849 der „Calender-Sammlung“ in der Krakauer „Biblioteka Czartoryskich“ erhalten. Es fehlen lediglich die Jahrgänge 1650-1653, 1655, 1676, 1681, 1690, 1692.1694, 1701 und 1818. Der Krakauer Bestand von ca. 2000 Jahreskalendern aus 200 Jahren Endterscher Kalenderproduktion ist ein einzigartiges Dokument zur Nürnberger Druck- und Verlagsgeschichte, das im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares Pendant hat.
Verzeichnis der Endterschen Kalendersammlung
Das Verzeichnis der Endterschen „Calender-Sammlung“ wurde nach dem Exemplar der Stadtbibliothek Nürnberg (Signatur: Nor. 263 ga 20) mit deren freundlichen Erlaubnis übernommen.
Die offiziellen Kalenderschreiber der Stadt Nürnberg
In den Kalender fanden sich u.a. Zeichen für die besten Tage zum Aderlassen, wofür die Barbiere zuständig waren.^ Nachdem sich aber in verschiedenen Kalendern verschiedene Tage dafür fanden, legte der Rat der Stadt Nürnberg einen Kalender fest, nach dem sich die Barbiere zu richten hatten. Anfangs waren dies in der Regel die Kalender von Burckhard, Busch und Schöner. Erst Joachim Heller wurde dann zum offiziellen Kalenderschreiber der Stadt bestellt. Abdias Trew war der letzte Schreiber in dieser Funktion, stellte man diese Praxis ein.
Chronologische Auflistung der offiziellen Kalenderschreiber
Weitere Nürnberger Kalenderschreiber
Das Kalenderschreiben war ein mühsames, aber eintragreiches Geschäft, so dass sich neben den offiziellen Kalenderschreibern zahlreiche weitere in Nürnberg fanden. Selbst ein bekannter Professor wie Johann Christoph Sturm verdiente sich damit ein Zubrot.
Auflistung weiterer Kalenderschreiber
- Michael Adelbulner (1702-1779)
- Aletophilus von Uranien (= Johann Christoph Sturm)
- Sebald Ebmer (1580-1613)
- Erhard Etzlaub (um 1460-1532)
- Wolf Geuß (1519-1608)
- Paul Conrad Balthasar Han (1633-1699)
- Johann Christoph Heppe (1745-1806)
- Conrad Heinfogel (?-1517)
- Israel Hiebner (1619-1668)
- Mauritius Huberinus (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts)
- Jörg Nöttelein (um 1525-1567)
- Franz Ritter (1579-1641)
- Johann Ferdinand Roth (1748-1814)
- Hermann Schedel (1410-1485)
- Johann Adam Schmerler (1765-1794)
- Johann Christoph Sturm (1635-1703)
- Lucas Stöckel (?-1619)
- Johann Paul Sutorius (1562-1599)
- Sebastian Sperantius (?-1515)
- Conrad Tockler (Noricus, ?-1530)
- Johann Christoph Wagner (1640-?)
- Georg Simon Winter (1634-1701?)
Literatur:
- Matthäus, Klaus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung, Bd. 9 (1969), Sp. 965-1396